Der älteste Montafonertisch ist 230 Jahre alt und steht stabil wie eh und je bei Markus Juen zu Hause. Der Tisch ist seit Jahrhunderten in Familienbesitz und genau das ist das Erfolgsgeheimnis hinter Montafonertischen, erzählt der Vorarlberger Tischler im Gespräch: „Die Tische halten ewig. Der Tisch wird bei uns als Familienstück von Generation zu Generation weitergegeben.“
Heimische Hölzer
Ursprünglich ist der Montafonertisch viereckig, mit gebrochenen Ecken und mit einer Schieferplatte in der Mitte. Das ermöglichte es, die heiße Pfanne direkt auf den Tisch zu stellen oder darauf mit Kreide zu schreiben. Typisch sind aufwendig produzierte Einlegearbeiten in allen Farben und Holzarten. Für die Herstellung werden ausschließlich heimische Hölzer wie Birne, Kirsche, Eiche, Buche, Nuss, Ulme oder Ahorn verwendet.
Jeder Tisch ist ein Unikat, alles in Handarbeit produziert, ohne CNC-Fräsmaschine. Markus Juen setzt hier auf die Kombination von modernen Ideen mit altem Handwerk: „Ich kann aus dem jahrzehntelangen Erfahrungsschatz meiner Vorfahren schöpfen und ich sag es mal überspitzt: Einfache Schränke machen kann jeder, darum ist es mir wichtig, das alte Handwerk zu erhalten.“
Tisch 2.0
Markus Juen lebt das alte Handwerk, seit drei Generationen ist der Montafonertisch im Familienbetrieb in St. Gallenkirch ein wichtiges Standbein der Tischlerei. Doch er versteht es wie kaum ein anderer, die Tradition mit der Moderne zu verbinden. So hat er selbst einen Montafonertisch 2.0 kreiert, der besonders bei seinen jüngeren Kunden sehr gut ankommt. Markus Juen: „Der Wohnraum verändert sich ständig, also habe ich den Tisch auf das Wesentliche reduziert: einen modernen Tisch in Handarbeit gefertigt, mit schräg gestellten Metallfüßen und einer Schieferplatte in der Mitte.“
Ländle statt Wien
Dabei war das Leben des Markus Juen eigentlich anders geplant. Der Vorarlberger wollte nach dem Studium ´Innenraumplanung und Möbeldesign´ nach Wien übersiedeln, hatte bereits ein Jobangebot. Doch der künftige Arbeitgeber riet ihm: „Geh´ nach Hause und übernimm für ein Jahr den elterlichen Betrieb, danach kannst du immer noch zu uns kommen.“ Das war 1999. Heute, 22 Jahre später, ist er immer noch mit Leib und Seele in der Heimat.
300 Jahre Tradition wischt man eben nicht so schnell weg. Heute ist Markus Juen ein Meister des Traditionellen und der Moderne: „Mich motivierten die Zufriedenheit des Kunden und das Leuchten in seinen Augen, wenn ich sehe, dass das Möbelstück oder die Einrichtung des Zimmers genau seinen Vorstellungen entsprechen oder sogar noch besser rauskommen, als er es sich vorgestellt hat. Das war schon immer mein Antrieb und das kann ich hier in meinem eigenen Unternehmen am allerbesten verwirklichen.“
Opa Otto
Die Idee, Montafonertische zu einem Geschäftszweig zu machen, stammt von Großvater Otto Juen und auch das eher durch einen Zufall. In der Gaststube der Großeltern, der Gemse in St. Gallenkirch, standen selbstgemachte Montafonertische, die schon bald bei den Gästen besonderen Gefallen fanden. Also belebte der Großvater das alte Handwerk wieder, Vater Raimund Juen führte es fort. Heute stehen Montafonertische von Markus Juen in der ganzen Welt, seine Kunden sind international. Im Ländle findet man sie in vielen Haushalten, denn, so weiß der Montafoner, „wer einen hat, gibt ihn auch nicht mehr her. Denn je älter sie werden, desto wertvoller und schöner sind sie ja. Das ist wahre Nachhaltigkeit.“
MEHR INFOS: Handwerk Juen
(Autor: Sabine Blattner, 20.12.2021 )
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