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Peak Technology: Holzhausen im Weltall

© Isar Aerospace

#PRAXIS | Im Jahr 2022 soll die erste Rakete des europäischen Raumfahrtunternehmens Isar Aerospace ins All starten. Mit an Bord ist das oberösterreichische Technologieunternehmen Peak Technology, das die komplette Struktur der Rakete in Holzhausen entwickelt und fertigt.

Es begann alles wie bei einem klassischen Startup: 2007 in der Garage von Dieter Grebner, heute Geschäftsführer von Peak Technology. Damals noch mit ge-brauchten Maschinen, einem Mitarbeiter und innovativem Tatendrang. Der Salzburger studierte in München Maschinenbau und Fahrzeugtechnik, arbeitete danach in der Walter Lechner Racing School als Mechaniker und in der Formel 1 bei Sauber. Mit dieser Erfahrung im Gepäck wagte er den Sprung in die Selbständigkeit. Sein größter Traum damals, einmal Teile für Ferrari zu bauen. Heute – 14 Jahre später – sind auch die Träume größer geworden, denn die Möglichkeiten für Peak Technology scheinen bis ins All zu reichen. Im letzten Jahr startete man die Zusammenarbeit mit Isar Aerospace, dem europäischen Gegenstück zu Elon Musks SpaceX: 2022 soll die erste Rakete von Norwegen aus starten. – In einem „Kleid“ von Peak Technology. Dieter Grebner: „Alles, was man sieht, kommt von uns, quasi die Hülle. Wir entwickeln und fertigen die Struktur der zweistufigen Rakete. Antrieb und Steuerung kommen aus München.“ Leichtbauweise ist hier für alle Bereiche das Stichwort: Egal, ob in der Formel 1, im Fahrzeugserienbau, Flugzeugbau oder der Raumfahrt. Gesetzt wird auf Carbon oder Titan.

Schockmoment 2020

Das Geschäft mit der Raumfahrt ist allerdings auch kein leichtes. Peak Technology baute für die Vega-Raketen der Europäischen Raumfahrtagentur ESA unter anderem die Hitzeschutzschilder, die Aero Thermal Covers, erzählt Dieter Grebner: „Diese schützen die Steuerungsdüsen vor der Reibungshitze durch die hohe Geschwindigkeit. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit und tausenden Arbeitsstunden haben wir uns auf den Erstflug gefreut. Doch die Rakete stürzte ab. Glücklicherweise wurde uns von Seiten der ESA zugesichert, dass unsere Teile einwandfrei funktioniert hatten.“ 

Dem Fortschritt verpflichtet

Peak Technology hat sich als High-Tech-Hersteller und Manufaktur im Bereich der Entwicklung und Produktion von Carbon Bauteilen im Leichtbau weltweit einen Namen gemacht: mit Hochdrucktanks für die Raumfahrt, Wasserstofftanks, Strukturen für Trägerraketen und Satelliten, aber auch zum Beispiel mit energieautarken Wetterbojen, die Windgeschwindigkeit, Wasserspiegel, Temperatur und Globalstrahlung in Echtzeit messen. Eine solche wurde erst heuer im Traunsee in Betrieb genommen. 

Treue zur Formel 1

Der Motorsport ist für den Konzern, der heute 125 Mitarbeiter beschäftigt, seit jeher so etwas wie Cash Cow und Entwicklungsabteilung zugleich, beschreibt Gründer Dieter Grebner: „Die Formel 1 war für uns immer schon der Antrieb für technische Entwicklungen, speziell bei Faserverbundstoffen. Die Gewichtsreduktion spielt hier eine wesentliche Rolle, das nimmt auch beim Serienfahrzeugbau immer mehr zu. Bei uns ist jeder Auftrag quasi auch Entwicklungsarbeit. Wir haben immer den Antrieb, es noch innovativer und besser zu machen.“ Heute gibt es praktisch kaum ein Formel 1 Auto, das ohne Peak Technology auskommt, dazu kommen die Formel E und die 24-Stunden- Le-Mans-Serie.

Die Raumfahrt ist im Jahr 2021 längst nicht mehr Zukunftsmusik und Peak Technology spielt in erster Reihe mit. Aber man muss dranbleiben, sagt Dieter Grebner: „Europa muss hier die Beine in die Hand nehmen. Die USA, China oder Japan sind uns voraus. Hier steckt ein enormes Potenzial für Unternehmen und für unser Land, das unbedingt genutzt werden muss. Diese größere Dimension liegt jetzt vor uns.“

Mehr Infos: Peak Technology

(Autor: Sabine Blattner, 18.06.2021 )

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