Industriell gefertigte Massenware wirst du bei uns vergeblich suchen“, stellt Willi Aichberger gleich zu Beginn klar. Hier werden nicht containerweise asiatische Skulpturen eingekauft, sondern vom Chef persönlich handverlesene, in Handarbeit hergestellte Kunstwerke erstanden und vertrieben. Produzenten sind teilweise Ein-Mann-Betriebe, Lieblingsziel des Reisenden ist Indonesien: „Weil mir hier Land und Leute einfach sehr sympathisch sind. Ich reise zwei Mal im Jahr selbst für zwei bis vier Wochen in das Hinterland von Indonesien und kaufe direkt bei den Handwerkern. Gerne unterstützen wir diese einzigartige Kunst und stellen ihnen zum Beispiel auch Holztrocknungsöfen zur Verfügung.“ Wichtig ist dem Oberösterreicher, dass seine Produzenten ihre Kunstwerke nicht zu Dumpingpreisen an große Zwischenhändler verkaufen müssen und so gute Arbeitsbedingungen vor Ort garantieren können.
Fair Trade
Willi Aichberger: „Das ist für uns entscheidend, bei unseren Handwerkern gibt es beispielsweise keine Kinderarbeit. Natürlich muss ich manchmal handeln, aber das tue ich nie bis zum Letzten, es geht nicht um einen Euro mehr oder weniger. Ich möchte die Handwerker nicht auspressen, denn darunter würden sie am allermeisten und in der Folge auch das Produkt leiden.“
Reisender
15 bis 20 Container kauft der gelernte Speditionskaufmann pro Jahr in Indonesien ein, er selbst sucht die Stücke vor Ort aus, reist auch mit neuen Ideen nach Indonesien: „Ich bin sicher kein Designer, aber in meinem Kopf schwirren viele Skizzen herum. Gemeinsam mit den Handwerkern versuchen wir, diese dann umzusetzen.“
Willi Aichberger könnte es einfacher haben. Er könnte auf Messen einkaufen, über einen Zwischenhändler und viel Zeit und Geld sparen. Doch das will er bewusst nicht. Der Oberösterreicher ist ein Reisender und genießt diesen Teil seines Berufs auch: „Ich bin über das Reisen zu meinem heutigen Traumjob gekommen. Eigentlich waren zwei monatelange Reisen zwischen meinen Jobs nur als Auszeit gedacht, daraus geworden ist eine Leidenschaft für Indonesien und das dortige Handwerk.“ Seine Möbel, Accessoires und Wohnideen sind zu 80 Prozent aus Holz. Beeindruckende Werke wie Wurzelbänke, aus Flussstein geschlagene Waschbecken, Wurzelkonsolen, Tische, Dekoartikel, Pflanzgefäße oder Steinskulpturen zieren den Schauraum in Linz. Dabei gibt es nicht nur die klassischen Buddhas, sondern auch überlebensgroße Adler-, Hirsch- oder Pferdeskulpturen zu bestaunen.
Schauraum
Hoteliers mit dem Auge für das Außergewöhnliche, Privatiers mit Kunstsinn oder Blumen- und Dekohändler sind seine Kundschaft. Bis 2020 war Willi Aichberger nur Großhändler, jetzt hat man auch als Privater die Chance auf die Naturmaterialien, die „modern interpretiert werden“. Der Wehrturm bietet dafür die perfekte Kulisse. Vor sieben Jahren war der Turm leer und eine Schutthalle ohne Steckdosen oder WC. Heute ist es ein wohnlicher Schauraum mit einem tollen Ambiente, das zum Wohlfühlen einlädt. Außergewöhnliche Stücke schmücken, liebevoll dekoriert, jeden Winkel der altehrwürdigen Steinmauern. Willi Aichberger lebt Fair Trade, Profit ist nicht die oberste Prämisse: „Ich sehe die Handwerker als Partner. Gemeinsam legen wir großen Wert auf Individualität, Fairness und Ästhetik. Wir verzichten auf Kunststoffe, arbeiten nur mit Naturmaterialien. Denn Wohnen ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen und so soll es auch bleiben.“
MEHR INFOS: Wohnkult
(Autor: Sabine Blattner, 20.12.2021 )
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